Die Fulanis und die Natur

Wie seltsam, einen Fulani nach seinem Verhältnis zur Natur zu fragen! Ich meine, wie kann jemand, der eng mit der Tierhaltung verbunden ist, auskommen ohne grüne, gesunde Savannenbäume und -sträucher, ohne abwechslungsreiche, verschiedenartiges Grasland und ohne ein Netz von klaren Flüssen, das überall die ganze Landschaft durchzieht.

Kulturell und sozial ist der Lebenszyklus der Fulani bestimmt von der Viehzucht. Sie leben von der Viehzucht, und für die Viehzucht sind sie ungehindert durch die westafrikanischen Savannen gezogen. Über Generationen haben die Fulani dank dieser Lebensweise die Versteppung, Wasserknappheit und Umweltveränderungen einschließlich Temperaturerhöhungen überlebt. Ob dieses Aufzuchtsystem heutzutage nachhaltig ist oder nicht, kann diskutiert werden und wird auch diskutiert. Meiner Ansicht nach hängt es vom persönlichen Stnadpunkt, den aktuellen Ansichten und Perspektiven ab.

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Wer kennt den großen Wert von Bäumen, Sträuchern und Wiesen besser als jene, die unter Wasserknappheit, Walddezimierung und Umweltveränderungen leiden? Wer wird die Bewahrung, die Wiederherstellung oder den Schutz des Umweltsystems mehr unterstützen als jene, die Tausende von Meilen gehen müssen, um nach Wasser, frischem Gras für das Vieh und nach Baumfrüchten für sich selbst und das Vieh zu suchen?

Wenn man also die Abhängigkeit des Volkes der Fulani von Bäumen, Wasser und Wiesen versteht, wird man wahrscheinlich mein starkes Interesse – und meine starke Motivation als Fulani – begreifen, mich an dem Projekt zu beteiligen.

Von Westafrika komme ich geradewegs auf Benin, mein Heimatland, zu sprechen, und speziell auf Parakou, die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, studiert habe und wurde, was ich bin. Die starke Abhängigkeit der Bewohner vom (unaufbereiteten?) Trinkwasser des Okpara-Stausees, die erwartete Temperaturerhöhung sowie der Rückgang der Niederschläge sind sehr besorgniserregend. Das begründete meinen Kampf für dringendes Handeln; das gegenwärtige CIL-Projekt zum Klimawandel stimmt hoffnungsvoll.

>> www.dutchwatersector.com/solutions/projects/307-improvement-drinking-water-supply-parakou-benin.html

losfulani3Der Okpara-Stausee stellt die einzige Trinkwasserversorgung für mehr als 266.000 Menschen dar und sichert die Existenz von sechs Anliegergemeinden (APIC ONG, 2011) einschließlich Parakou, der drittgrößten Stadt von Benin. Schon während der letzten Jahrzehnte hat dieses Reservoir mehr als die Hälfte seiner ursprünglichen Vorratskapazität von geschätzt 5.750.000 m3 verloren, was hauptsächlich durch die wachsende und unkontrollierte Ausdehnung des Farmlandes im Einzugsbereich des Reservoirs verursacht wurde. Die fortschreitenden Ablagerungen im Stausee haben wahrscheinlich schädliche Auswirkungen für die Stadt Parakou und anliegende Orte, wo der Trinkwasserbedarf gegenwärtig auf 7.233.003 m3/Jahr geschätzt wird; somit doppelt so viel wie der aktuelle Vorrat des Stausees (2.650.000 m3/Jahr). Jüngste Studien haben auch eine Verschlechterung der Wasserqualität aufgezeigt, die durch den zunehmenden Einsatz von Herbiziden, Insektiziden und Düngemitteln durch stromaufwärts angesiedelte Farmer verursacht werden.

Feldstudien in Parakou bestätigen die geschilderten Trends. Tatsächlich sind die Einwohner von Parakou tage- bis wochenweise (insbesondere in Trockenzeiten) einem Mangel an Wasser ausgesetzt, der mit hohen körperlichen und moralischen Belastungen für die Familien und besonders die Frauen und jungen Mädchen einhergeht, , die stundenlang Wasser suchen und im Erfolgsfall aus den Brunnen holen. Gleichzeitig wird das monatliche Haushaltseinkommen durch steigende Wasserrechnungen belastet, die aus zunehmenden Wasserbehandlungskosten und damit zusammenhängenden Aufwendungen resultieren,

In umliegenden Ortschaften des Stausees einschließlich der Dörfer von Kpassa (6689 Einwohner) sind die Einwohner zwei hauptsächlichen Gefährdungen ausgesetzt, nämlich einer Exposition gegenüber Krankheiten, die durch das Wasser verursacht werden, und zum anderen den Klimarisiken einschließlich jährlicher Überschwemungen.

Obwohl es im Dorf einige Handpumpen gibt, sind sie weitgehend unzureichend, und ihre geografische Verteilung behindert ihre effektive Anwendung. Deshalb sind mehr als 30 % der Einwohner von Kpassa hinsichtlich ihres Trink- und Brauchwasserbedarfs immer noch auf den Stausee angewiesen.

In den letzten fünf Jahren sind auf Grund des heftigen Wasserflusses im seitlichen Überlaufkanal des Stausees, der die (einzige) Hauptstrasse kreuzt, welche die Dörfer von Kpassa und Kika sowie Benin mit Nigeria verbindet, mehr als 20 Personen ertrunken (Feldstudie in Kpassa, 2015). Jedes Jahr ist auch eine bedeutende Zerstörung von Farmen, die am Abfluss des Stausees liegen, zu verzeichnen.

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Für die Anpassung der örtlichen Gemeinden und die Minderung der Klimaauswirkungen ist es grundlegend wichtig, Aktionen zu unterstützen, welche die Wiederherstellung der natürlichen Ökosysteme begünstigen. Vertrauensbildung, Dialog und Konsens unter zwischen den örtlichen Interessengruppen und den zahlreichen verschiedenen Interessenvertretern sind der Schlüssel, um nachhaltige Ziele zu erreichen. Ich erwarte unbedingt, dass durch die Beteiligung an der Projektentwicklung und dabei eine enge Einbeziehung und Teilnahme lokaler Experten (NGO´s, Zivilgesellschaft und örtliche Führungspersonen einschließlich Frauen) unser Projekt zum Klimawandel auf lokaler Ebene tiefgreifende Veränderungen zugunsten des Schutzes und der nachhaltigen Bewirtschaftung des Okpara-Stausees auslöst. So beispielsweise die Teilnahme an / die Unterstützung der Wiederherstellung der Flussläufe und der Auen sowie die Schaffung einer win-win-Situation für beide Interessengruppen.

[Cheik Abdel Kader Baba, Benin & Deutschland]

Ein Gedanke zu „Die Fulanis und die Natur“

  1. Teresa Frankfurt/M an Kader: Wie geht es Dir, und wie kommt Deine Initiative voran? Ich habe viele Wochen lang nichts von Dir gehört und würde gern etwas über den Fortgang Deiner Geschichte erfahren. Hast Du Leute kontaktiert und motiviert, mit Dir zu arbeiten, was sind die Probleme und Ergebnisse?
    Glückliches Neues Jahr von

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