Vor ungefähr 15 Jahren nahm ich am CIL-Programm „Was brauchen wir Menschen“ teil.
Zusammen mit anderen Teilnehmern des Programms weilte ich im Süden von Ghana.
Nach einem anregenden Tag mit unseren Ghanaischen Partnern saß ich an der Universität von Accra mit einem Professor zusammen – Kumani (ungefähr 60 Jahre alt), – der zu dieser Zeit ein Buch schrieb über Ashanti-Sprichworte und wie sie im täglichen Leben gebraucht werden.
Unter anderem sprachen wir über unsere Familien. Für Kumani war eins der angesehensten und am meisten geliebten Familienmitglieder sein Großvater, der im Norden von Ghana lebte, während Kumani, seine Eltern, Brüder und Schwestern in Accra, der Hauptstadt von Ghana, wohnten.
Eine der Geschichten, die Kumani mir über seinen Großvater erzählte, war folgende:
„Wann immer ich ihn an meiner Seite brauchte, war er hier. Von einer Sekunde zur anderen kam er vom Norden hierher zu unserem Haus in Accra…“
Wie Ihr Euch vorstellen könnt, war ich ganz schön irritiert und fragte ihn:
„Meinen Sie, dass er in der Lage war, sich in ein paar Sekunden von seinem Aufenthaltsort zu jedem Ort, an dem er sein wollte, zu `denken` oder Ähnliches?“
„Ja, ganz genau!“, war Kumanis Antwort. Und keine Spur von Ironie war in seinen Worten.
Dieser Mann – Professor an der Universität von Accra – wollte mich diese Geschichte glauben machen?
„Und Sie, Kumani? Hat Ihr Großvater Sie gelehrt, wie man das macht? Sind Sie in der Lage, durch Gedankenkraft zu reisen?“, war die Frage, die ich ihm stellte – sehr gespannt, wie er reagieren würde.
Ganz selbstverständlich antwortete er:“ Nein, warum sollte ich? Ich habe ein Auto, und mit dem kann ich hinfahren wo immer ich will.“
Denk anders…
Ist das nicht eine typische CIL-Geschichte?
[Renate Steinkrauss, Hamburg]
at Renate: Danke für diese Geschichte. Ich erinnere mich inzwischen wieder daran und weiß, als du sie 1998 in Accra erzähltest. Was den damit verbundenen Klimawandel betrifft, so stand ich interessanterweise erst einmal auf dem Schlauch. Das ist für eine Querdenkerin in der Tat erst einmal ungeheuerlich und stimmt nachdenklich. Wie kommt es, dass ich bei einer Geschichte über das Anders Denken und Wahrnehmen stolperte und nicht erfasste, dass sie den Kern dessen erträgt, um das es geht? Ach, ich verstehe das nicht. Es beunruhigt mich. Vielleicht ist es gut, so gedemütigt zu werden. Eine Geschichte, die meinen Hochmut zerschmettert?
Liebe Teresa de Frankfurt, da bist du nicht allein… was ich immer wieder denke,wenn ich an diese besondere herausfordernde Geschichte denke, dann denke ich:wie ungeübt ich bin…
Eine schöne Geschichte!
Dazu fällt mir ein alter Indígena ein aus Curré. Das liegt an der Panamericana, Vielleicht erinnerst Du Dich. Wir machten dort mal einen Stopp zum Essen in einer Soda einer Frauengruppe.
Jedenfalls meinte der Alte angesichts der Autoflut, er verstehe nicht, was die Leute alle mit ihren Autos wollen, er sei mit seinem Gespann erstklassiger Ochsen sehr zufrieden.