Bei der Ärztin

„Klimawandel im Alltag“ gibt einen Hinweis darauf, worum es geht: etwas, das ganz nahe ist, das diejenigen im Gespräch bekümmert oder irritiert, und etwas, wenn wir es umfassender gestalten, mit Klimawandel zu tun hat.

Die unmittelbarste Antwort habe ich am vergangenen Donnerstag während einer Routineuntersuchung bei meiner Frauenärztin bekommen. Ich habe sie ganz plötzlich gefragt, wie sie in ihrem Alltag vom Klimawandel betroffen sei. „Ganz spontan?“ Ja, ganz spontan!.“ „Oh ja, ich weiß etwas. Gestern Abend hatten wir Elternabend. Diese Eltern regen mich auf, die ihre Kinder immer weiter mit dem Auto zur Schule bringen…….weil das Cello vor dem Regen geschützt werden soll, oder der Junge nass werden könnte…. Oder zu spät kommen könnte. Ich sagte das und bekam einmal mehr viele Entschuldigungen.“

[Ute Wannig, Bad Vilbel]

5 Gedanken zu „Bei der Ärztin“

  1. Ich frage mich, was es mit den Entschuldigungen auf sich hat.
    Gegenläufig (wirklich?) dazu: Neulich kam ich etwas nass vom Regen zur Arbeit. Mein Kollege hob die Hände und sagte: „Du brauchst endlich auch ein Auto!“. Weil ich nicht der Meinung war, antwortete ich, dass ich was für die Umwelt tun wolle. Da winkte der Kollege nur ab: „Das ist doch vollkommender Schwachsinn“ und war auf dem Weg zu anderem.
    (von Alchemilla)

    1. Ich finde es auch eine interessante Entwicklung, dass man sich mittlerweile dafür entschuldigt, mit dem Auto zu fahren. Es scheinen sich gesellschaftliche Sanktionen zu entwickeln, wobei umweltunfreundliches Verhalten das Ansehen schmälert. Eine wirksame Alternative für politische Maßnahmen?

      Alchemillas Beispiel zeigt, dass sich nicht jede/r davon beeindrucken lässt oder sich vielleicht fragt, warum gerade er/sie etwas ändern sollte. Um so mehr Menschen betroffen sind, desto geringer ist das Verantwortungsgefühl(Verantwortungsdiffusion).

      @ Alchemilla: Was denkst du, warum dein Kollege abgewunken hat? Fühlt er sich nicht betroffen? Oder glaubt er vielleicht, dass sein Verhalten nichts verändern könne?

      1. at Jonathan: ich weiß nicht, was genau der Kollege mit dem Abwinken gemeint hat. Was bei mir ankam war, dass er mich nicht ernst genommen hat. Genauer gesagt: er hat nicht ernst genommen, dass Fahrradfahren die Umwelt schont. Offenbar war er auch nicht an weiterem interessiert. Vielleicht hat er sich auch kritisiert gefühlt. Ich meine, Autofahren ist gemütlich und es gibt viele Gründe, es zu lieben. Ich wollte ihn nicht kritisieren. Aber falls er meine Anmerkung als Kritik empfunden hat, so hat er das von sich gewiesen: ist doch Schwachsinn, Umwelt schonen, pf, pfeiff ich drauf. Diese ganze Klimaerwärmung ist doch Schwachsinn. Es könnte eine fiese falsche Unterstellung sein. Doch diese Leugnungen gibt es nun ja schon. Es ist kompliziert.

        Was ich allemal interessant finde, das sind die gegenseitigen Schuldzuweisungen oder auch das Gefühl von Etwas falsch machen oder dieses: Was kann ich bloß tun!

        Ob die Eltern sich gegenüber der Frauenärztin entschuldigt haben, weil sie wissen, dass sie deutlich gemacht hat, dass SIE es schädlich bzw. nicht immer notwendig findet? Oder empfinden sie selbst, dass es eigentlich vielleicht wirklich nicht immer sein muss.

        Diese Peinlichkeiten?

    1. at Alchemilla, Jonathan u.a.: Guten Tag, Eure Unterhaltung ist interessant, besonders auch, die Frage nach den „gesellschaftlichen Sanktionen“ auf umweltschädliches Verhalten und ob das schädlich sein könne für die Kommunikation zwischen Menschen. Nun, ich denke, dass umweltschädliches Verhalten selbstverständlich bemerkt und kommentiert werden muss. Es ist kein Kavaliersdelikt, sondern schädigt alle. Zugleich gibt es gewiss keine Berechtigung, sich eine*r Autofahrer*in gegenüber moralisch überlegen zu fühlen. Wir haben beispielsweise in Deutschland keine wirklich moderne Infrastruktur, die es Menschen auf dem Land erlauben würde, ganz ohne KFZ auszukommen. Die hierfür verantwortlichen politischen Strukturen, sollen angesprochen werden, auch die Automobil Industrie darf hier nicht ungenannt bleiben. Das Verkehrssystem, auf dem ihre Profite basieren, ist veraltet und überholt. Wenn wir das erkennen und benennen, ist es gut………………..meine ich

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